Über Clean Air Farming

Hinter Clean Air Farming verbirgt sich die Vision einer Lebensmittelproduktion ohne die negativen Auswirkungen zu hoher Ammoniak- und Methanemissionen. Mit unserem Projekt setzen wir uns für eine langfristige Reduzierung der Emissionen aus der Tierhaltung in die Luft ein. Dafür ist die konsequentere Umsetzung und Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen notwendig. Durch das „Clean Air Farming“ stärken wir die Förderung des Einsatzes von Minderungstechniken und den Kompetenzen innerhalb der Landwirtschaft und Lebensmittelbranche, Ammoniak- und Methanemissionen zur reduzieren. Darüber hinaus fokussieren wir die Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung. 

Unser Projektteam besteht aus den vier Partnern France Nature Environnement, European Environmental Bureau (EEB), Bodensee-Stiftung und der Deutschen Umwelthilfe. Zusammen entwickeln wir Lösungen mit Akteuren aus der Landwirtschaft, dem Lebensmittelsektor und der Politik. Kerngebiet der Projektaktivitäten liegt auf Deutschland und Frankreich, über die Beteiligung des EEB strebt das Projekt eine Übertragung von Ergebnissen auf den Europäischen Rahmen an, um diese in mindestens fünf weiteren EU-Ländern zu platzieren. Das Projekt läuft von August 2018 bis Januar 2022 und wird durch das EU LIFE Programm der kofinanziert.

 

 

Reduzierung landwirtschaftlicher Ammoniak- und Methanemissionen zur Förderung von Klimaschutz, Luftqualität und Biodiversität 

Emissionen von Ammoniak (NH3) und Methan (CH4) wirken sich negativ auf die menschliche Gesundheit, das Klima und Ökosysteme aus. Methan ist ein Treibhausgas und ist zusätzlich ein Vorläufergas für gesundheitsschädliches bodennahes Ozon (O3). Ammoniak dagegen reagiert mit anderen Luftschadstoffen zu partikulären Feinstaub und ist u. a. mitverantwortlich für Asthma, chronische Lungenkrankheiten, Herzkreislauferkrankungen und Diabetes. In Deutschland sterben laut Europäischer Umweltagentur jährlich über 60.000 Menschen vorzeitig an der erhöhten Feinstaubkonzentration (PM2,5) und 3.000 Menschen aufgrund von Ozon.

Hinzu kommt, dass Ammoniak über den Luftweg verbreitet wird und zu einer Versauerung und Überdüngung naturnaher Ökosysteme und somit zu einem Verlust biologischer Vielfalt führt. Bereits 63 Prozent der europäischen Ökosysteme und 73 Prozent der NATURA-2000-Gebiete sind von Luftverschmutzung betroffen. 

In Deutschland ist die Landwirtschaft für über 50 Prozent der Methan- und etwa 95 Prozent der Ammoniakemissionen verantwortlich. Die wichtigsten Quellen von Methan sind Emissionen aus der Fermentation während des tierischen Verdauungsprozesses von Wiederkäuern und Emissionen bei der Lagerung von Festmist, Gülle und Gärresten. Ammoniak wird bei der Ausbringung von Mineraldüngern auf Harnstoffbasis emittiert und entsteht ebenfalls bei der Lagerung und Ausbringung von Gärresten und Wirtschaftsdüngern aus der Schweine-, Rinder- und Geflügelhaltung. Landwirtschaftliche Produktionsverfahren, vor allem im Bereich der Milch- und Fleischerzeugung, bieten daher zahlreiche Ansatzpunkte für eine wirkungsvolle Minderung von Methan- und Ammoniakemissionen.

Clean Air Farming geht die größten Herausforderungen bei der Maßnahmenumsetzung zur Minderung von Ammoniak- und Methanemissionen aus der Landwirtschaft an. Im Fokus stehen dabei die Berücksichtigung und Integrierung von bereits vorhandenem Wissen in Gesetzgebungsverfahren und in die Praxis sowie der Vollzug von vorhandenen Rechtsvorschriften. In Bezug auf Methan bestehen bisher keine konkret gesetzlich geregelten Verpflichtungen zur Reduzierung im landwirtschaftlichen Sektor. Bei Ammoniak hingegen gibt die Richtlinie zur Reduktion nationaler Emissionen bestimmter Luftschadstoffe (kurz NEC-Richtlinie) jährliche Höchstmengen vor, die seit Jahren von Deutschland überschritten werden. Zudem muss die zukünftige Agrarpolitik die Einführung emissionsmindernder Praktiken forcieren.

 

Das Projekt Clean Air Farming hat sich vier Hauptziele gesteckt

  • Sensibilisierung der Verbände der Fleisch- und Milch produzierenden Industrie und der Akteure des Lebensmittelsektors sowie die Erarbeitung einer gemeinsamen Position
     
  • Einbindung zivilgesellschaftlicher Organisationen in Gesetzgebungsprozesse und bei der Implementierung nationaler Luftreinhalteprogramme
     
  • Verbesserung des Lehrplans der landwirtschaftlichen Berufsausbildung, um zukünftige Landwirte über die Auswirkungen ihres eigenen Handelns zu informieren und praktische Instrumente zur Vermeidung von Emissionen zu vermitteln
     
  • Reduzierung von Lebensmittelabfällen von Fleisch- und Milchprodukten entlang der Lieferkette zur Steigerung der gesamten Ressourceneffizienz bei der Nahrungsmittelproduktion und zur Reduzierung der absoluten Emissionen von Methan und Ammoniak

 

Aktivitäten und Ergebnisse

  • An Runden Tischen diskutieren Verbände der Fleisch- und Milch produzierenden Industrie und Akteure des Lebensmittelsektors Methoden und deren Harmonisierung zur Reduktion von Methan und Ammoniak und identifizieren notwendige politische Rahmenbedingungen und Anreize.
     
  • Darüber hinaus werden Lebensmittelunternehmen motiviert, wirksame und nachweisbare Kriterien bezüglich Ammoniak und Methan an Lieferanten und zertifizierte Betriebe zu stellen. Schriftliche Empfehlungen für die Überarbeitung existierender Label und Standards in der Fleisch- und Milchproduktion werden an Unternehmen und Organisationen vermittelt.
     
  • Europaweit koordinieren wir die Beteiligung von zivilgesellschaftlichen Organisationen zur Umsetzung und Revision der relevanten Richtlinien und Programme. Dies umfasst die Umsetzung der NEC-Richtlinie, insbesondere die Erarbeitung der Nationalen Luftreinhalteprogramme in Deutschland und Frankreich. Darüber hinaus forcieren wir eine neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), die eine emissionsreduzierte Landwirtschaft in der Europäischen Union fördert und fordert. Die Revision des Göteborg-Protokolls auf internationaler Ebene wird mit dem Ziel begleitet, dieses auf Methan zu erweitern.
  • Die Beteiligung der zivilgesellschaftlichen Organisationen umfasst die Teilnahme an öffentlichen Beteiligungsprozessen, Medienarbeit und Positionspapiere. 
  • In Frankreich fördern wir den notwendigen Diskurs zwischen den Akteuren zur Harmonisierung der unterschiedlichen Politiken im Bereich der Luftreinhaltung und die tragfähige Umsetzung des Nationalen Plans zur Reduktion von Luftschadstoffemissionen (PREPA).
     
  • Ammoniak- und Methanreduktion soll verstärkt in die landwirtschaftliche Berufsausbildung integriert werden. Dazu werden in einer Umfrage und in Expertengesprächen Berufsschulen und Universitäten, Landwirtschaftskammern, Institute, Verbände und Berufsschulen in Deutschland adressiert. Zusammen mit den Verantwortlichen der Landwirtschaftskammern werden Verbesserungsvorschläge entwickelt.
     
  • Mithilfe von Petitionen und Fachgesprächen werden rechtliche Missstände adressiert, welche Lebensmittelverschwendung ermöglichen und befeuern.
     
  • Durch intensive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wird in der Gesellschaft das Bewusstsein zum Thema Lebensmittelverschwendung weiter geschärft und Medienvertreter informiert. 

 

LIFE Clean Air Farming

Die Zusammenfassungn können Sie hier herunterladen.

Navigation